Warum ich so viel weinen musste

Sommerlager sind immer etwas ganz Besonderes. Nach zehn Monaten Arbeits- und Schulstress gab es endlich Frischluft. Für uns hieß es dieses Jahr ab nach Ritzing. Ritzing ist ein kleiner Ort in Burgenland, knapp an der Grenze zu Sopron. Umgeben von Wald und einem Badesee wirkt er perfekt, um dort zu zelten.Kaum am Lagerplatz angekommen, standen auch schon die ersten Zelte. Gleich von Beginn an lernten die GuSp was es bedeutet eine Pfadfinderin oder ein Pfadfinder zu sein und lernten gleich mit Bünden, Nägeln und Planen eine Kochstelle zu bauen. Damit sie ihr Werk gleich ausprobieren konnten bereiteten sie typische wie auch neue Lagergerichte, wie zum Beispiel Wassermelonensalat, zu.

Was die CaEx bei den Gusp damals gelernt haben konnten sie jetzt unter Beweis stellen. Was für viele eine Challenge geworden wäre, war für diese Runde kein Problem. Der Boden war uneben und zum Schlafen eher unleiwand, also was macht man da? Richtig. Einen Hochbau bauen. Innerhalb kürzester Zeit standen mitten im Wald mehrere Zelte, unter denen man unten durchgehen konnte oder in einen der Hängematten sich erst einmal im Schatten ausruhen konnte. Das war aber nicht die einzige Challenge die ihnen bevorstand. Die Leiter der CaEx haben sich auch einen Spaß erlaubt. Mit einer Liste von vielen unmöglichen Aufgaben schickten sie sie auf eine Schnitzeljagd. Das Team mit den meisten erfüllten Challenges gewann. Was die Leiter nicht erahnten war, dass eine Gruppe es tatsächlich geschafft hat ins Fernsehen zu kommen und somit Teil einer lokalen Nachrichtenshow wurde. Wenn das nicht schon genug wäre, wurden sie auch noch mental gefordert. Tägliche Diskussionsrunden, Spiele und andere Aktivitäten luden dazu ein, sich mit dem Thema Sexualität intensiv zu beschäftigen. Ziel war es Unklarheiten zu beseitigen und die Jugendlichen auf ein eigenständiges denken und handeln vorzubereiten.

Die RaRo sind wie immer ein eigenes Kapitel. Jetzt ging es darum sich selbst ein Programm zusammenzustellen, in die Rolle eines fast Erwachsenen zu schlüpfen und eigene Entscheidungen zu treffen. Besonders Gruppendynamik wurde zu einem großen Gesprächsthema. Ein Höhepunkt war die traditionelle Drei Tages Aktion. Es wurde nach Sopron geradelt, dort runtergerodelt und dann im Märchenpark auf singenden Schweinen geritten.

Bei einer solchen Aktion wären die Kleinsten von uns, die WiWö, sicher eifersüchtig geworden, wenn sie nicht selbst so beschäftigt gewesen wären ihren Traum reich zu werden einen Schritt näher zu kommen. Beim Handelstag ging es nämlich darum, handgefertigte Waren zu verkaufen um mit den Erlösen das Verdiente beim Casino um mindestens das doppelte zu erhöhen.

Jede Stufe hatte also ihr eigenes Programm. Was führt nicht alle besser zusammen als gemeinsame Lagerfeuer oder eine Katastrophe? Wissenschaftler haben es tatsächlich geschafft eine Zeitmaschine zu bauen nur leider hieß dies für den Rest, erst einmal eine Zeit lang im Mittelalter zurechtkommen zu müssen. Unzählige Aufgaben, Basteleien und interessante Bekanntschaften lagen auf dem Weg und brachten die Stufen näher zu einander. Um wieder in die Gegenwart zurück zu kommen war es notwendig zusammenzuarbeiten. Mit Erfolg reisten wir in unsere eigene Epoche zurück, denn das Mittelalter kann ganz schön düster sein!

Es ist unglaublich was alles in zwei Wochen Pfadfinderlager passieren kann. Als ich in den letzten Tagen über den Lagerplatz ging, blödelte ich mit WiWö die ich vor ein paar Tagen zum ersten Mal in meinem Leben traf. Ich sah einen riesigen Turm, wo ich jetzt ganz genau weiß, welche GuSp den mit nur ein paar Hölzern erbaut haben, ich ging durch den Wald und erinnerte mich an die vielen Geschichten die mir die CaEx erzählten und als ich dann bei meiner eigenen Rotte bei den RaRo ankam, sah ich keine Kollegen und Kolleginnen, sondern Familie. Ich kenne die meisten von ihnen noch aus meiner WiWö Zeit und sah sie mit mir aufwachsen. Nun war es für mich aber bald Zeit zu gehen. Bei dem letzten gemeinsamen Lagerfeuer mit der ganzen Gruppe hatten wir die Aufgabe uns gegenseitig zu bedanken. Worte können gar nicht ausdrücken wie dankbar ich für all die alten und neuen Freundschaften war, für all die Jahre in denen ich so viel lernte, also fing ich an zu weinen gemeinsam mit meiner 2009 Schuhbindeexpertin der WiWö, die mindestens genauso fühlte. Ich habe schon geahnt, dass ich weinen werde. Ich dachte aus Trauer, dass jetzt alles vorbei ist. Aber nein. Anstatt mich zu verabschieden kannte ich jetzt viel mehr junge Leute, die Teil einer Gemeinschaft sind wo jeder und jede stets willkommen ist. Es macht mich glücklich all die jungen Leute zu sehen wie sie wie ich damals lernten in der Natur zurecht zu kommen und ich kann euch mit Stolz sagen: weiter so, wir sind eine tolle Gruppe und gemeinsam können wir alles schaffen, sogar in die Vergangenheit reisen!

— Eva —